Digitalisierte Logistik, zufriedene Mitarbeitende

Die Einführung neuer Technologien bringt Veränderungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen mit sich. Neue Arbeitsprozesse, die Verarbeitung von Informationen, und neue Modelle der Zusammenarbeit können Mitarbeitende verunsichern, da sie oft nicht genau wissen, was diese Veränderungen für sie und ihre tägliche Arbeit bedeuten. So auch im Kusterdinger Werk von Bosch: Eine Digitalisierung der Logistik war dringend nötig, um Prozesse sowohl im Transport als auch in der Lagerung transparenter und effizienter zu gestalten. Doch bei manchen traf dieser anstehende Wandel nicht auf Vorfreude, sondern auf Sorgen und Skepsis. Die Lösung: systematisches Change Management, das die Mitarbeitenden einbezieht und mitnimmt. So gelang mit Unterstützung von Bosch Connected Industry die Einführung des Transport Management Moduls und weiteren Applikationen aus dem Nexeed Industrial Application System in gleich mehreren Projekten.

Vor Beginn des Digitalisierungsprozesses war der innerbetriebliche Werkstransport größtenteils starr geregelt: Vier LKW-Linien aus 7,5- und 12-Tonnern versorgten die verschiedenen Werksteile und fuhren Gebäude und Außenlager entsprechend eines festen Fahrplans an. Wie bei einem Linienbus, der auch für leere Haltestellen einen Umweg fahren muss, verursachte der feste Fahrplan Ineffizienzen und Verzögerungen. Mithilfe des Transport Management Moduls aus dem Nexeed Industrial Application System von Bosch Connected Industry wurden alle vier Linien digitalisiert: Heute gelangen die Materialien anhand eines Algorithmus flexibel, pünktlich und bedarfsgerecht zum Shopfloor.

Dieser Erfolg bildete die Grundlage für ein zweites Digitalisierungsprojekt im Bosch Werk Kusterdingen: die Nutzung von fahrerlosen Transportsystemen (AGVs) in der Fertigung. Durch die Erweiterung von Transport Management um zwei weitere Software-Module konnten AGVs vom Typ ACTIVE Shuttle des Herstellers Bosch Rexroth eingeführt werden, die auch in der Produktion die Transparenz maximieren und Prozesse stabiler sowie weniger fehleranfällig machen. So ist der Transport im Bosch-Werk Kusterdingen heute nahezu vollständig automatisiert – von den Werkstoren bis zum Shopfloor.

Doch eine so umfassende Digitalisierung bringt nicht nur Veränderungen bei den Transportprozessen selbst, sondern vor allem auch einen Wandel im Arbeitsalltag der Mitarbeitenden mit sich. Den Leitern der beiden Projekte war klar: Wenn die Digitalisierung Erfolg haben soll, müssen die Mitarbeitenden von Anfang an eingebunden, mitgenommen und von den Vorteilen der neuen Technologie überzeugt werden. Auch Ängste müssen gehört und ernstgenommen werden. Der Schlüssel zum Erfolg: systematisches Change Management.

Mit Unterstützung von Bosch Connected Industry erfolgte der Auftakt für das Change Management in einem Initialworkshop: Welche Stakeholder sind betroffen, wie können wir sie informieren und mitnehmen? Und welche Maßnahmen gibt es, um Mitarbeitende einzubinden und von der neuen Technologie zu überzeugen? Auf Basis dieser Impulse wurden zielgruppenorientierte Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt – von Dialogen über Schulungen und Sprechstunden bis hin zu Newslettern mit regelmäßigen Projekt- und Technologie-Updates. Nach dem Erfolg dieses Ansatzes bei der Digitalisierung des innerbetrieblichen Werkstransports wurde er im Nachfolgeprojekt zur Einführung der ACTIVE Shuttles als Standard übernommen. Ein abschließender Workshop diente dem Schulterblick, um den Ablauf und die Reaktion der Mitarbeitenden zu reflektieren und so gemeinsame Learnings und nächste Schritte abzuleiten.

Dass das Change Management bei beiden Digitalisierungsprojekten ein voller Erfolg war, zeigt sich in der Akzeptanz der Mitarbeitenden: Wo andere AGVs früher teilweise als „Elektroschrott“ bezeichnet wurden, sehen Mitarbeitende die neuen ACTIVE Shuttles heute häufig als „Kollegen“. Gleichzeitig bringen die Mitarbeitenden selbst neue Anwendungsfälle und Ideen mit ein, stellen aktive Rückfragen und melden sich freiwillig und aktiv für neue Projekte.

Auch nach dem erfolgreichen Abschluss beider Projekte bleiben Change Management und Kommunikation unerlässliche Bausteine für den weiteren Wandel in der Kusterdinger Werkslogistik – die aktiv gepflegt und vorangetrieben werden. So hat das Logistik-Team unter dem Namen „LOM Together“ (Anm.: LOM steht für Logistics Materials) ein monatliches Treffen ins Leben gerufen, in dem aktuelle Projekte vorgestellt werden, Mitarbeitende offen über neue Themen diskutieren können und Schulungen stattfinden. Die Erfahrungen aus dem projektbezogenen Change Management wirken sich also nachhaltig auf die Zusammenarbeit bei weiteren Veränderungsprozessen aus.